Die Keratoconjunktivitis sicca (KCS) beim Hund ist eine Krankheit, welche die Tränenproduktion im Auge betrifft. Hierbei kommt es zu einer mangelnden oder teils fehlenden Produktion der wässrigen Phase des Tränenfilms und so zu einem trockenen Auge.
Der Tränenapparat setzt sich aus einem produzierenden (sekretorischen) und einem ableitenden (exkretorischen) Kanalsystem zusammen. Bei der KCS liegt das Problem im sekretorischen Anteil.
Der Tränenfilm besteht aus 3 Schichten, welche von unterschiedlichen Drüsengewebe gebildet werden.
- äußere ölige Schicht
diese wird von den Meibomschen Drüsen produziert, welche sich in den Lidrändern befinden. - mittlere wässrige Schicht
die wässrige Schicht wird zu 60% von den Tränendrüsen und zu 40% von der Nickhautdrüse produziert. Bei einer KCS liegt hier das Problem. - innere schleimige Schicht
Das schleimige Sekret wird von den Becherzellen in der Bindehaut produziert.
Die richtige Zusammensetzung des Tränenfilms ist für die Ernährung und den Stoffwechsel der Hornhaut sehr wichtig. Ist das nicht gewährleistet, kommt es sekundär zu massiven Defekten in der Hornhaut bis hin zu einem Durchbruch des Auges.
Wie kommt es zu einer KCS?
Die Grundursache für eine KCS ist nicht vollständig geklärt, jedoch steckt meist ein immunvermittelter Prozess dahinter, welcher sich oft nicht nur auf die Augen beschränkt, sondern den ganzen Körper betreffen kann.
Andere Ursachen, welche zu einer Entwicklung eines trockenen Auges führen können, sind:
- erbliche Komponente
vor allem beim Westhighland White Terrier kann ein trockenes Auge vererbt werden. - angeborene Defekte
anatomische Anomalien bei Zwergrassen, vor allem Yorkshire Terrier und Mops, zeigen sich als eine verkleinerte (Hypoplasie) der Tränendrüse, die mit einer eingeschränkten Funktion einhergeht. - rassespezifische Anomalien der Lider und Umgebung
diese betreffen vor allem kurzschnäuzige (brachyzephale) Hunderassen - Störung der Sexualhomone
- bestimmte Medikamente
spezielle Antibiotika können zu einer Reduktion in der Tränenfilmproduktion führen. Aber auch während einer Anästhesie kommt es zu einem trockenen Auge, deshalb bekommen diese Tiere in der Narkose immer eine Augensalbe, um die Hornhaut zu schützen. - Infektionen
Eine Infektion mit dem caninen Staupevirus kann als Folge eine KCS auslösen. - Nervenschäden nach einem Schädeltrauma
- Tumore
Welche Symptome sind zu erwarten?
Durch die verminderte Produktion des wässrigen Tränenfilms kommt es zu einer ständigen Reibung der Lider beim Lidschlag. Dies führt weiters zu einer Entzündung und Schmerzen.
Daher zeigen sich folgende Symptome:
- häufiges blinzeln
- kneifen und reiben der Augen
- gerötete Augen
- trockene schleimige Beläge am Auge selbst und in der Augenumgebung
- eitriger-schleimiger Augenausfluss
- Verdickung und Vorfall der Nickhautdrüse
Wie wird die Diagnose gestellt?
Um einen verminderten Tränenfilm festzustellen, wird ein Schirmer Tränentest (STT) durchgeführt. Hierfür wird für eine Minute ein spezieller Papierstreifen ins Auge gehängt und die Tränenflüssigkeit gemessen. Normale Werte sollten mindestens über 15mm/min betragen.
Weiters sollte ein Fluoreszintest angefertigt werden, um einen bereits entwickelten Hornhautdefekt zu erkennen. Im Anschluss wird eine genaue Untersuchung des Auges durchgeführt, um etwaige andere Krankheiten zu erkennen und behandeln zu können.
Wie erfolgt die Therapie eines trockenen Auges?
Bei einem immunvermittelten Prozess, welcher häufig mitbeteiligt ist, ist die Verwendung einer speziellen Augensalbe angezeigt. Diese schwächt das Immunsystem lokal ab, sodass wieder eine normale Tränenfilmzusammensetzung möglich ist. Diese Therapie muss ein Leben lang als Dauertherapie erfolgen.
Wichtig ist auch, vor jeder neuen Gabe einer Augensalbe oder -tropfen, die Augen gründlich von alten Salben- und Sekretresten zu reinigen.
Antibiotische Augensalben und Tränenersatzpräparate können zu Beginn oder zusätzlich, wenn notwendig gegeben werden.
Sollte sich keine Verbesserung bei adäquater Therapie und sicherer Diagnose eines trockenen Auges einstellen, kann eine chirurgische Versetzung des Speicheldrüsenganges in Erwägung gezogen werden.