Eine Verletzung der Hornhaut (Kornea) kommt bei Katzen und Hunden sehr häufig vor. Diese kann durch unterschiedliche Gründe entstehen und ist in der Regel sehr schmerzhaft.
Was ist die Hornhaut und warum ist sie für das Auge so wichtig?
Die Hornhaut bildet mit dem Tränenfilm den durchsichtigen Teil des Auges, so dass das Licht ins Auge treten kann. Sie wird durch eine Umrandung (Limbus) von der angrenzenden weißen Lederhaut (Sklera) getrennt und nimmt ca 1/5 der Augapfelfläche ein. Ihre Größe ist, je nach Tierart, unterschiedlich ausgeprägt. Bei Katzen beträgt der Durchmesser ca 16,5mm und bei Hunden ca 13-17mm. Auch die Dicke ist nicht durchgehend gleich, denn in der Mitte (Zentral) beträgt sie ca 0,8-1mm und am Rand (Peripherie) ca 0,5-0,7mm. Die Ernährung und der Stoffwechsel finden lediglich über den Tränenfilm, das Kammerwasser und Randgefäße, welche sich im Limbus befinden, statt.
Im gesunden Zustand ist die Hornhaut sollte glatt, glänzend, eben, durchsichtig, sensibel und gewölbt. Die Hauptaufgabe ist der Schutz des Auges vor Umwelteinflüssen. Erkrankt die Hornhaut, so ist eine möglichst schnelle Therapie vonnöten (immerhin ist die Hornhaut, wie bereits erwähnt, sehr dünn.
Was ist ein Hornhautdefekt?
Die Hornhaut ist aus mehreren unterschiedlichen Schichten aufgebaut. Wird eine oder mehrere von diesen beschädigt, entsteht ein Defekt, der, je nach Tiefe die Stabilität des Auges akut bedrohen kann.
Die Schichten des Auges setzt sich zusammen aus:
- Äussere Schichte – Plattenepithel
die äussere Schicht der Hornhaut besteht aus mehreren Lagen überlagernder Zellen. Eine Verletzung dieser Schicht ist sehr schmerzhaft. Betroffene Tiere zwinkern mit dem Auge, oder halten es komplett geschlossen. Bei richtiger und schneller Behandlung heilen diese Erkrankungen schnell wieder ab.
- Basalmembran
diese dient als Trennschicht - Mittlere Schichte – Stroma
das Hornhautstroma ist die dickste Schicht der Hornhaut und stellt das Bindegewebe dar, in dem mitunter auch Nerven verlaufen. Verletzungen hier sind sehr tief, wodurch die Stabilität des Auges bedroht wird. Die Behandlung ist deutlich aufwändiger und es entsteht meist in der Folge eine Hornhautnarbe. - Descement-Membran
eine weitere deutlich dickere Trennschicht, welche dem Schutz der inneren Endothel-Schicht vor Infektionen und Verletzungen dient. Treten hier Verletzungen auf, ist meist eine chirurgische Versorgung notwendig, um das Auge zu retten.
- Endothel
die innere Schicht der Hornhaut ist relativ dünn und dient dazu, die Transparenz (Durchsichtigkeit) und den Hydratationszustand (das in der Hornhaut gebundene Wasser) von 81% der Hornhaut aufrecht zu erhalten. Dies geschieht durch spezielle Stoffwechselvorgänge. Kommt es zu einem Schaden an dieser Schicht gelangt vermehrt Wasser in die Hornhaut sie scheint bläulich verfärbt. Diese Schicht dient zum Abschluss in Richtung der vorderen Augenkammer. Wird also das Endothel verletzt, wie z.B. durch einen Fremdkörper, wird die vordere Augenkammer eröffnet und es kommt zu einer Infektion des inneren Auges. Hier ist das Auge akut in Gefahr und es handelt sich um einen akuten Notfall!
Wie entsteht ein Defekt an der Hornhaut?
Ein Defekt an der Hornhaut kann durch verschiedene Ursachen entstehen, die teilweise bei Hund und Katze ähnlich sind, aber auch unterschiedliche Gründe aufweisen können.
- Fremdkörper
durch eingespießte Dornen, Krallen, Grannen,… kommt es häufig zu Verletzungen an der Hornhaut.
- Parasiten
Parasiten führen in den Augen zu denselben Veränderungen, wie Fremdkörper. Um chronische Schäden an der Hornhaut zu vermeiden, ist ein zeitnahes Entfernen besonders wichtig.
- Fehlbildungen
Falsch stehende/wachsende Wimpern (Distichien) oder eingerollte Lider (Entropium) führen zu chronischem Reiz an der Hornhaut und im Folgenden zu Defekten.
- Kurzschnäuzigkeit
brachyzephale Rassen, wie Franz. Bulldogen, Britisch Kurzhaarkatzen und viele mehr, haben aufgrund ihrer Kopfform und der damit einhergehenden Anomalien, ein deutlich höheres Risiko einen Defekt zu bekommen als andere Rassen.
- Stoffwechselstörung
Probleme im Stoffwechsel können sich über längere Zeit auch am Auge bemerkbar machen.
- Medikamente
einige Medikamente können die Hornhaut austrocknen und sollten nur mit Bedacht und unter Berücksichtigung ihrer Notwendigkeit gegeben werden.
- Neurologische Schäden
Nach einem Trauma, zb harter Schlag auf den Kopf, Autounfall oder ähnlichem, oder Infektionen, kann es zu Schäden an den Kopfnerven kommen und infolgedessen auch zu Problemen an der Hornhaut.
- Infektionen
Bei Katzen kommt es bei unbehandelten Infektionen mit speziellen Viren (Herpes) häufig zu tiefen Defekten an der Hornhaut.
Ansteckung über sogenannte „Abklatschinfektionen“ sind vor allem bei Kaninchen und Meerschweinchen häufig. Hier reagiert die Hornhaut durch den laufenden Kontakt mit -meist- Eitererregern aus der Umgebung.
- Autoimmun
Autoimmune Erkrankungen am Auge kommen vor allem bei einigen Hunderassen, wie Deutscher Schäferhund, Dackel oder Boxer gehäuft vor. Können aber bei allen anderen Hunderassen und auch bei Katzen auftreten.
- Verletzungen
Kratz-, Rauf-, Unfall- und viele andere Verletzungen führen zu akuten Veränderungen an der Hornhaut. Hier ist eine schnellstmögliche Untersuchung besonders wichtig. Je nach Tiefe der Verletzung ist unter Umständen eine chirurgische Versorgung notwendig.
- Trockenes Auge
Durch unterschiedliche Grunderkrankungen kann es zum Fehlen von Tränenflüssigkeit kommen. Hier kommen unter anderem Herpesinfektionen, Brachyzephalie, Cherry Eyes, Neurologische Erkrankungen, Allergien, ….. in Frage
Welche Symptome zeigen die Tiere?
Ein Defekt an der Hornhaut ist meist schmerzhaft und mit folgenden Symptomen behaftet.
- kneifen (Blepharospasmus)
- blinzeln
- verengte Pupille (Reizmiose)
- Augenausfluss (Epiphora)
- Ödem
- Trübung des Auges
- Vorfall des 3. Augenlides
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der Defekt an der Hornhaut ist relativ leicht zu erkennen, wenn das Auge mit einem speziellen Farbstoff angefärbt wird. Besteht ein Defekt, bleibt der Farbstoff haften und wird so sichtbar. Um jedoch den Grund für den Hornhautdefekt zu finden, bedarf es einer gründlichen allgemeinen und ophthalmologischen (Augen) Untersuchung. Die Tränenproduktion und auch die anderen Strukturen am Auge müssen untersucht werden. Manchmal ist zusätzlich ein Blutbild oder die Ultraschalluntersuchung der Augen notwendig.
Wie wird ein Defekt therapiert?
Wurde die Grundursache diagnostiziert, ist eine angepasste Therapie notwendig, um einen optimalen Heilungsverlauf herbeiführen zu können. Zusätzlich wird der Defekt am Auge lokal behandelt. Dafür werden spezielle Augensalben, welche die Regeneration fördern eingesetzt. Zu Beginn ist meist auch eine antibiotische lokale Augen- und eine Schmerztherapie notwendig.
Wie ist die Prognose?
Wird eine frühzeitige Behandlung gestartet oder ist der Defekt oberflächlich durch einen Fremdkörper entstanden, ist die Prognose in der Regel gut. Bei tieferen Defekten, chronischem Bestehen oder schwereren Grundursachen ist die Behandlung langwieriger und die Prognose je nach Therapiebeginn und Ursache schlechter.