Das Osteosarkom ist mit 85% einer der häufigsten Knochentumore beim Hund. Die Entstehungsursache ist bis heute nicht ganz geklärt. Es wird angenommen, dass viele kleine Traumata im Bereich der Wachstumszonen der Knochen als Auslöser fungieren können. Auch chronische Prozesse, welche den Knochen ständig reizen, wie zum Beispiel instabile Brüche stehen als Ursache im Verdacht.
Das Osteosarkom ist ein Tumor, welcher sich von der Markhöhle ausgehend entwickelt, das bedeutet die Tumorzellen sind vor allem dort zu finden. Meistens sind Regionen betroffen, die einem starkem Wachstum unterliegen und hoher Beanspruchung standhalten müssen. Dies trifft vor allem auf die langen Röhrenknochen der Extremitäten zu.
Die häufigsten Lokalisationen sind:
1. Speiche am Handwurzelgelenk
2. Oberarm am Schultergelenk
3. Oberschenkel am Kniegelenk
4. Wadenbein am Kniegelenk
Aber auch an anderen Stellen kann es zur Bildung von Osteosarkomen kommen. So sind auch Bildungen am Schädel, den Rippen, am Becken oder auch am Unterkiefer möglich.
Im Osteosarkom dominieren zwei unterschiedliche Zellarten, welche in unterschiedlich starker Ausprägung und Anzahl vorkommen. Je nachdem, welche Zellart gehäuft auftritt, kommt es zu dementsprechenden Symptomen.
– Osteoklasten
diese Zellen „fressen“ den Knochen auf. Es kommt zur Lyse (Auflösung) und der Knochen verliert seine Stabilität und ist so anfälliger für Brüche (pathologische Fraktur).
– Osteoblasten
diese Zellen bilden neuen Knochen auf dem bereits bestehenden dazu. Es kommt zu Auftreibungen an der betroffenen Stelle und zu Schwellungen.
Das Osteosarkom neigt leider sehr früh zur Metastasenbildung über die Blutbahn, vor allem in Lunge und Knochen. Bei der Diagnosestellung sind bereits bei 90% der Tiere Mikrometastasen vorhanden. Diese können leider noch nicht mit bildgebenden Mitteln erfasst werden. Nur in 10% der Fälle findet man bereits klinisch manifeste Metastasen, welche sich auch deutlich im Röntgen oder im Ultraschall darstellen lassen.
Eine Ausnahme bei der Metastasenbildung macht das Osteosarkom des Unterkiefers und der Nase. Hier kommt es erst spät im Krankheitsstadium zur Ausbildung dieser.
Wer ist davon betroffen?
Normalerweise treten Tumore eher bei älteren Tieren auf. Das Osteosarkom kommt aber gehäuft bei jungen Tieren bis zu 2 Jahren oder in einem Alter von 5-7 Jahren vor. Meist sind große oder Riesenrassen davon betroffen, Hunde unter 15kg Körpergewicht erkranken nur sehr selten daran.
Auch Rasseprädispositionen gibt es – so sieht man diesen Tumor gerne bei Rottweilern, Dt. Schäferhunden, Doggen und Bernhardinern.
Welche Symptome sind zu erwarten?
Zu Beginn der Krankheit treten meist keine Symptome auf. Erst mit fortschreitendem Wachstum des Tumors und je nach Lokalisation kommt es zu verschiedenen Symptomen:
- Schmerzen
durch den Druck auf das umliegende Gewebe welcher der wachsende Tumor ausübt, kommt es zu Schmerzen im Allgemeinen und auch bei Berührung. - Lokale Schwellung
je nach Ort des Tumors und der Größe wird eine gewisse Schwellung sichtbar, vor allem an den Stellen, an denen sich weniger Muskeln befinden. - Frakturen
da der Knochen durch den Tumor an manchen Stellen aufgelöst wird, kann es leichter zu Knochenbrüchen in diesem Bereich kommen (pathologische Fraktur). - Lahmheit
durch die Größenzunahme am Tumorort, vor allem, wenn es die Extremitäten betrifft, kommt es zu Einschränkungen im Bewegungsradius und somit zur Lahmheit. - Kaustörungen
liegt der Tumor im Unterkieferbereich, kommt es durch die Masse zu Problemen beim Öffnen oder Schließen des Mauls, sowie in weiter Folge zu Problemen beim Kauen und Fressen. - Neurologische Probleme
sitzt der Tumor im Bereich der Wirbelsäule kann es zu neurologischen Ausfällen kommen. Diese können unterschiedlich ausfallen – von Gangbildstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen. - Apathie und Fressunlust
mit fortschreitendem Stadium treten allgemeine unspezifische Symptome auf, wie Mattigkeit und Fressunlust.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei prädisponierten Rassen in einem bestimmten Alter sollte bei einer Lahmheit und/oder Schwellung im Extremitäten-Bereich immer ein Osteosarkom in Betracht gezogen werden, vor allem wenn es keinen Hinweis auf ein vorhergehendes Trauma gibt.
Dennoch müssen auch andere Ursachen, wie Frakturen, Entzündungen oder Knochenmetastasen, welche durch andere Tumore entstehen können, immer ausgeschlossen werden.
Dies geschieht vor allem durch eine gute Bildgebung. Röntgenaufnahmen des betroffenen Gebietes werden angefertigt. Weiteres sollten auch Röntgenbilder des Brustkorbes und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes erfolgen um bereits bestehende Metastasen und andere Tumore auszuschließen (Tumor Staging).
Eine Probenentnahme mittels Nadelbiopsie ist nur in unsicheren Fällen sinnvoll, da die Probennahme direkt vom Zentrum des Tumors entnommen werden muss und oft falsch negative Befunde erhoben werden. Außerdem können dadurch Mikrotraumen entstehen und den Knochen weiter für Brüche anfällig werden lassen.
Wie kann ein Osteosarkom behandelt werden?
Es gibt grundsätzlich 3 Behandlungsmöglichkeiten, die alleine aber besser noch in Kombination durchgeführt werden sollten, um eine längere Überlebenszeit zu sichern.
1. Amputation
dies ist die Therapie der Wahl. Die komplette Entfernung der betroffenen Extremität bzw des Knochens sollte erfolgen. Eine gliedmaßenerhaltende Operation ist möglich, birgt aber meist ein hohes Komplikationsrisiko mit Rezidiven. Außerdem ist sie auf bestimmte Lokalisationen begrenzt und meist nur bei einem betroffenen Handwurzelgelenk durchführbar.
Bei der alleinigen Amputation besteht eine Überlebenszeit von bis zu 4 Monaten.
2. Chemotherapie
eine Chemotherapie ist sinnvoll, vor allem da bereits bei der Diagnosestellung kleine Metastasen im Körper verteilt sind und diesen so Einhalt geboten wird. Allerdings ist sie als alleinige Therapie meist nicht ausreichend, da der primäre Tumor weiterhin im Körper verbleibt und sich vermehrt. Als Kombination aber mit einer Amputation kann die Überlebenszeit auf bis zu 2 Jahre angehoben werden. Sie kann auch in Kombination mit der Strahlentherapie, falls eine Amputation nicht möglich oder erwünscht ist, durchgeführt werden.
3. Bestrahlung
die Bestrahlung des Tumors im Körper ist nicht indiziert, da das Osteosarkom resistent dagegen ist. Nur eine hochdosierte Bestrahlung bei einer gliedmaßenerhaltenden Amputation, bei der das entfernte Knochenstück im Anschluss wieder eingebracht werden soll, kann durchgeführt werden, um die Tumorzellen zu zerstören.
Wird eine Amputation und/oder Chemotherapie nicht erwünscht oder ist aus anderen Gründen nicht möglich, kann die Strahlentherapie zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Bei der palliativen Schmerzbestrahlung kommt es bei ca 70% der Patienten zu einer Besserung der Lahmheit bis hin zur vollkommenen Schmerzfreiheit. Bestehen aber bereits Frakturen (Brüche) im Knochen oder Metastasen, welche die Lebensqualität schwer beeinträchtigen, sollte diese Therapieform nicht in Betracht gezogen werden.
Wie ist die Prognose?
Die Prognose ist in jedem Fall vorsichtig zu stellen, da es sehr früh zu Metastasenbildung kommt. Die Überlebenszeit ist individuell und auch von der gewählten Therapie abhängig, die in Kombinationen eine bessere Chance bieten als alleine.
Wie ist das mit Katzen?
Tumore an den Extremitäten kommen bei Katzen sehr selten vor. Der häufigste primäre Tumor am Skelett ist aber das Osteosarkom.
Bei Katzen kann die Lokalisation variabler sein als beim Hund. Obgleich die Extremitäten auch betroffen sind, kommt es doch häufiger zum Befall der platten Knochen, wie dem Schädel oder dem Becken.
Die Symptome ähneln dem des Hundes und sind vor allem Lahmheit, Schwellungen und Schmerzen an der betroffenen Stelle.
Die Diagnose wird auch hier mittels Bildgebung gestellt. Röntgenaufnahmen des betroffenen Gebietes und etwaige CT- Bilder vom Kopf helfen bei der Diagnosesicherung.
Die Therapie der Wahl ist auch bei der Katze die Entfernung des Tumors. Da es aber, anders als beim Hund, nur in sehr weit fortgeschrittenem Stadium zu Metastasenbildung kommt, ist eine Amputation meist heilend.
Manchmal kann eine Chemotherapie angeschlossen werden, um den Tumor auch langfristig zu kontrollieren. Daher ist auch die Prognose bei der Katze für das Osteosarkom wesentlich besser als beim Hund, sofern eine frühe Diagnose und Therapie eingeleitet wird.