Was ist Kryptorchismus?
Kryptorchismus bedeutet, dass ein oder beide Hoden beim männlichen Tier nicht in den Hodensack abgestiegen sind.
Die Entwicklung der Hoden beginnt anatomisch gesehen hinter den Nieren. Mit einem Band (Gubernaculum testis) sind diese mit dem Hodensack verbunden. Bereits im Mutterleib, beginnt der Abstieg beider Hoden. Das Hodenband verkürzt sich nach und nach und zieht so die Hoden durch den Leistenkanal in Richtung des Hodensacks. Mit spätestens 6 Monaten sollten die Hoden dort angekommen sein.
Normalerweise ist der Abstieg 10 bis 14 Tage nach der Geburt vollendet und es finden sich beide Hoden im Hodensack. Sind bis zur 8 Lebenswoche einer oder beide Hoden nicht abgestiegen, spricht man von einem einseitigen oder beidseitigen Kryptorchismus. Da sich der Leistenkanal in der Regel mit 6 Monaten verschließt, ist danach meist kein Abstieg mehr möglich.
Bei jungen Hunden ist es auch manchmal möglich, dass der Hoden bereits abgestiegen ist und plötzlich wieder „verschwindet“. Das passiert dann, wenn der Zug des Muskels zu stark und der Leistenkanal noch offen ist. In diesen Fällen „regelt“ sich dieses Problem meist von selbst.
Es gibt 3 Möglichkeiten wo sich der Hoden „verfangen“ hat:
- Inguinal
der Hoden steckt zwischen dem Leistenkanal und dem Hodensack fest. Manchmal kann er hier auch ertastet werden. - Abdominal
der Hoden befindet sich noch innerhalb der Bauchhöhle. Hier kann er irgendwo zwischen Niere und Leistenkanal stecken geblieben sein. - Unter der Haut
In seltenen Fällen „verirrt“ sich der Hoden beim Abstieg und ist dann unter der Haut im Beriech des Oberschenkels zu finden.
Wer ist davon betroffen?
Es kann jeden männlichen Hund treffen, aber vor allem kleine Rassen wie Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Chihuahuas und Malteser sind häufiger davon betroffen. Eine Anfälligkeit besteht aber auch bei Deutschen Schäferhunden und Boxern. Da der Kryptorchismus vererbbar ist, sollte mit einem kryptorchiden Rüden nicht gezüchtet werden.
Warum muss das behandelt werden?
Innerhalb des Körpers herrscht eine höhere Temperatur als im Hodensack. Dadurch entartet (bildet sich zu einem Tumor) der nicht abgestiegene Hoden, wenn er länger je länger in dem Milieu verbleibt. Das Tumorrisiko ist hier bis zu 14x höher, als bei abgestiegenen Hoden und kann bereits bei Hunden im jungen bis mittleren Alter auftreten. Diese Tumore sind in der Regel bösartig und hormonell aktiv. Leider metastasieren sie gerne und können so unter anderem zu Knochentumoren führen.
Außerdem ist eine Drehung des entarteten Hodens möglich und wird so in der Bauchhöhle zu einem äußerst schmerzhaften Notfall.
Wie wird die Diagnose gestellt und wie wird therapiert?
Die Diagnose wird durch das Fehlen des Hodens im Hodensack gestellt. Beim Suchen des verlorenen Hoden wird zuerst die Leiste und die Haut im Oberschenkelbereich abgetastet. In seltenen Fällen wird man hier bereits fündig. Sollte man nicht erfolgreich sein, so ist der Hoden wahrscheinlich im Bauch zu finden. Dann wird mittels Ultraschall der Bauchraum untersucht, da es wichtig ist, zu wissen wo sich der vermisste Hoden befindet. Da ein kryptorchider Hoden aber ungefähr um die Hälfte kleiner ist als sein „normaler“ Gegenspieler, ist es häufig schwierig, ihn via Ultraschall zu entdecken.
In jedem Fall stellt die Therapie der Wahl die Entfernung des kryptorchiden Hoden dar.
Da Kryptorchismus vererbt werden kann, sollte gleich eine vollständige Kastration in Betracht gezogen werden. Ist dies nicht erwünscht, kann der zweite Hoden verbleiben. Das Tier sollte jedoch nicht zur Zucht eingesetzt werden.