Katzen leiden, wie auch wir Menschen, immer häufiger an Schmerzen, je älter sie werden. Da unsere Hauskatzen gottseidank viel besser medizinisch versorgt werden, als früher, steigt auch hier die Lebenserwartung stetig an. Somit haben wir s auch immer öfter mit altersbedingten Krankheiten zu tun. Leider liegt es nicht in der Natur der Katzen, Schmerzen oder andere Gebrechen gleich zu zeigen, da sie genetisch bedingt, als Jäger in der freien Wildbahn keine Schwäche zeigen dürfen. Erst bei sehr starken Schmerzen werden ausgeprägte körperliche Symptome für uns gut sichtbar.
Was ist Schmerz und wie entsteht er?
Schmerz ist eine subjektive Sinneswahrnehmung, die durch einen Reiz ausgelöst wird und mit einer möglichen Schädigung des Gewebes einhergehen kann. Er dient als Warnung für den Körper, um Gefahren abzuwenden und schlimmeren Verletzungen vorzubeugen.
Die Reize können von innen (Knochenzubildungen in Gelenken = Arthrosen, …) oder von außen (Insektenstich, heiße Herdplatte, …) kommen. Überall im Körper befinden sich Schmerzrezeptoren, die diese Reize über unterschiedlich schnell leitende Nervenbahnen über das Rückenmark zum Gehirn leiten und dort weiterverarbeiten.
Nicht jeder Reiz wird als Schmerz wahrgenommen, erst wenn eine bestimmte Reizschwelle übertreten wird, wird dieser als unangenehm erkannt. Wird diese Reizschwelle häufig übertreten, kommt es zu einer „Überreizung“ und die Schwelle sinkt, so dass schon kleine normale Reize ein Problem machen können (s. Hyperästhesie).
Es gibt 2 Arten von Schmerzen
- Akut
diese treten schnell als Antwort auf plötzliche Reize auf. Meist verschwinden sie nach wenigen Tagen, sofern die Ursache behoben wird (Verletzungen, Insektenstiche, ..).
- Chronisch
diese entstehen langsam als Antwort auf ein bereits länger bestehendes Problem. Sie werden mit der Zeit meist stärker und die Therapie ist oft langwierig und schwierig (Gelenkserkrankungen).
Wer ist davon betroffen?
Jede Katze in jedem Alter kann mit Schmerzen behaftet sein. Akute Probleme können immer und zu jeder Zeit auftreten. Je älter unsere Stubentiger werden, umso häufiger leiden sie aber an chronischen Problemen. Gelenkserkankungen entwickeln sich meist schleichend und werden durch die Abnützungen im Alltag mehr. Leider können aber auch bereits Tiere im Alter von 6-7 Jahren Veränderungen an den Gelenken haben (natürlich in Abhängigkeit zu ihrer Lebensform- Freigänger vs Wohnungskatze).
Daher ist es wichtig, bereits frühzeitig Schmerzen zu erkennen!
Wie erkenne ich, ob meine Katze leidet?
Oft zeigen unsere Lieblinge nur dezente Verhaltensänderungen im Alltag. Doch bereits diese können ein Zeichen von starken Schmerzen sein.
- Aggressivität oder Scheue
je nach Charakter der Katze können Schmerzen zu einer erhöhten Reizbarkeit und Unfreundlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen führen. Aber auch ein vermehrtes Zurückziehen und sich rarmachen kann ein Ausdruck von Schmerz sein. - Putzen
die Fellpflege wird vernachlässigt. Häufig kommt es dadurch zu stumpfen oder mattem Fell. Es bilden sich Haarknoten, vor allem an schlecht zugänglichen Stellen wie Bauch, Leiste und Brustkorb. Auch die Krallenpflege wird häufig nicht mehr so forciert, da das Kratzen zu schmerzen führt. - Springen
erhöhte Lieblingsplätze werden nicht mehr angenommen oder andere Gegenstände werden als Zwischenstufen herangezogen. - Spielen
die Katzen zeigen weniger Interesse am Nachjagen von Objekten, da bei jeder „unnötigen“ Bewegung ein Schmerzreiz gesetzt wird. - Fressen & Unsauberkeit
der Appetit kann durch ständige Schmerzen sinken und die Katzen fressen wenig bis gar nichts mehr. Auch ihr „Geschäft“ wird teilweise nicht mehr auf der Toilette erledigt, da der Einstieg häufig zu schmerzhaft ist.
Ein weiterer guter Anhaltspunkt für die Schmerzdiagnostik ist der Gesichtsausdruck von Katzen. Hierfür werden die Position der Ohren, der Augen, des Mauls und der Schnurrhaare, sowie die Kopfhaltung im Allgemeinen beurteilt.
Jede Position wird mit 0-2 Punkten bewertet, bei mehr als 4 Punkten sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Nach einem gründlichen Vorgespräch und einer klinischen Untersuchung wird eine erste Einschätzung des Problems gemacht. Werden keine offensichtlichen Veränderungen gefunden, welche zu Schmerzen führen, müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Eine orthopädische Untersuchung mit der Anfertigung von Röntgenbildern kann notwendig sein. Manchmal ist auch eine CT oder MRT Untersuchung notwendig, um Veränderungen im Bewegungsapparat zu finden.
Wie wird therapiert?
Je nach Ursache wird dann eine adäquate Therapie gewählt. Versucht wird, das Grundproblem zu beheben. Leider ist das in vielen Fällen nicht möglich (chronischen Gelenkschmerzen). Hier steht vor allem eine gute schmerzausschaltende Therapie im Vordergrund. Eine Kombination aus verschiedenen Schmerzmedikamenten, sowie zusätzlich Akupunktur, Laser- und Physiotherapie helfen, die Schmerzen zu reduzieren und eine gute Lebensqualität zu schaffen.
Wenn Sie Veränderungen im Alltag Ihres Lieblings bemerkt haben, auch wenn es nur kleine sind, zögern sie nicht einen Tierarzt aufzusuchen!