Symphysenseparation ist eine Trennung der Verbindung der Unterkieferäste bei der Katze. Dieser Bereich ist auch im Erwachsenenalter nicht knöchern durchbaut und stellt ein „unechtes Gelenk- Syndesmose) dar. Das erlaubt den beiden Unterkieferhälften einen gewissen Bewegungsspielraum gegeneinander, wodurch das Unterkiefer flexibler wird.
Meist kommen diese Frakturen nach Fensterstürzen oder anderen Stürzen aus großer Höhe vor (high rise syndrom). Auf der einen Seite des Frakturspaltes befinden sich die Schneidezähne der einen Seite, auf der anderen Seite die Schneidezähne der anderen Seite.
Was ist ein High rise syndrom?
Wenn die Katze aus großer Höhe stürzt (in der Regel höher als der 2. Stock), kann sie sich duchr ihren schlanken und flexiblen Körperbau so umdrehen, dass sie auf den Beinen landet. Wegen der großen Wucht des Aufpralles, wird aber der Kopf zu Boden geschleudert. So kommt es zur „Spaltung“ des Unterkiefers.
Typische Verletzungen nach einem Sturz aus großer Höhe sind:
- Knochenbrüche
- Symphysenseparation (Kieferfraktur)
- Kiefergelenksluxation (Auskegeln des Kiefergelenkes)
- Zahnfrakturen (häufig die Eckzähne des Oberkiefers)
- Gelenksverletzungen
- Bänderrisse
- Lungenverletzungen
- Verletzungen der inneren Organe
- Nasenbluten
- Verletzungen im Gesicht
- Zungenverletzungen
- Abschürfungen von Nasenspiegel und Kinn
Wie schafft es die Katze, sich beim Fallen umzudrehen und so mit den Beinen am Boden zu laden?
- Der Mindestabstand hierfür beträgt 90cm
- Laut Studien hat eine Katze beim Sturz nach dem 6. Stockwerk ihre End-(Höhst) Geschwindigkeit erreicht. Danach wird sie nicht mehr schneller.
- Der sogenannte Aufrichtungsreflex oder Luftstellreflex der Katze funktioniert ab einem Alter von ca 2 Monaten ganz automatisch.
- Als Erstes orientiert sich die Katze, um festzustellen, wo „oben und unten“ ist. Die Augen und der Gleichgewichtssinn (Innenohr) arbeiten hier zusammen.
- Diese Information wird ans Gehirn weitergegeben und die Katze kann beginnen, sich in die richtige Richtung zu drehen.
- Ziel ist es, mit den Beinen auf dem Boden aufzukommen
- Der Luftstellreflex läuft in mehreren Stufen ab:
- Der Rücken der Katze ist im Flug in gebeugter Stellung
- Zuerst beginnt sich die Katze in der Mitte der Wirbelsäule zu drehen
- Dabei werden der Kopf und die Vorderbeine um 45° gedreht, die Hinterbeine zeigen weiter nach oben
- Nun werden die Vorderbeine vertikal abgespreizt und die Hinterbeine und der Schwanz ausgestreckt- so dreht sich die vordere Hälfte der Katze schneller und die hintere Hälfte langsamer (in die entgegengesetzte Richtung)
- Danach zieht die Katze die Hinterbeine an und streckt sie in weiterer Folge langsam wieder aus. So richtet sich die hintere Körperhälfte mit der vorderen aus.
- Der gebeugte Rücken bleibt bis zur Landung gleich- Wenn sich die Katze fertig gedreht hat, steckt sie die Beine aus und kann sicher landen.
- Je nach Alter und orthopädischer „Fitness“ muss die Katze diese Schritte eventuell 2 oder 3 Mal durchlaufen, um sich vollständig gedreht zu haben.
- Dieses ganze Prozedere dauert weniger als eine Sekunde!
- Ist die Absturzhöhe gering, kann sie die Katze eventuell nicht vollständig drehen und kommt mit dem Vorderkörper und dem Unterkiefer auf.
- Zusätzliche „Hilfen“ der Katze, sich bei einem Sturz weniger zu verletzen:
- Leichte Knochen
- Kleiner, graziler Körperbau
- Dichtes Fell, das mehr Luftwiderstand bietet und so die Fallgeschwindigkeit vermindern kann
- „durchtrainierter“ Körper der Freigänger Katzen
- Interessantes:
- Der Schwanz beim Drehen nicht so wichtig, wie man denken würde. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich auch schwanzlose Katzen beim Fallen drehen können.
- Auch gehörlose Katzen können sich im Fallen umdrehen- bei der Orientierung im Fallen geht es nicht um das Hören an sich, sondern um den Gleichgewichtssinn!
- Ab dem 6 Stock wird die Fallgeschwindigkeit nicht mehr höher. Eine Katze von 4 bis 5 kg Körpergewicht entwickelt eine Geschwindigkeit von ungefähr 100km/h!
Versorgung einer Katze mit High- rise Syndrom
- Diese Katzen müssen schnellstmöglich intensivmedizinisch behandelt werden
- Nach Schocktherapie werden die Verletzungen mittels Röntgen und Ultraschall erhoben
- Ist die Katze stabil- das kann durchaus einen oder 2 Tage dauern- werden die Verletzungen behandelt
- Der stationäre Aufenthalt dauert hier meistens mehrere Tage bis Wochen
- Im Fall „unserer“ Katze wurde ein abgebrochener Zahn im Oberkiefer entfernt und die Unterkieferfraktur mit Drahrcerclagen fixiert.
- Da Katzen nach Kopf- und Kiefertrauma nicht selbstständig fressen können/dürfen, werden diese nach chirurgischer Versorgung über eine Sonde mit Flüssignahrung ernährt
- Nach 2 bis 4 Wochen ist bei optimalem Verlauf die Fraktur verheilt und die Drahtcerclage und die Sonde können entfernt werden.
zusätzliche Stabilisierung durch eine Drahtcerklage um die Eckzähne zusätzliche Sicherung mit einer Drahtcerklage um die Eckzähne, übergossen mit Composit
Nach Entfernung der Drahtcerklage Nach Entfernung der Drahtcerklage