Viele leidgeprüfte Hundebesitzer können ein trauriges Lied davon singen: Ohrenentzündungen bei ihrem Hund. Eine solche Erkrankung ist je nach Schwergrad der Erkrankung mitunter extrem schmerzhaft und quält Ihren Hund und Sie tage- und nächtelang.
Was sind die Symptome einer Ohrenentzündung:
- Rötung des Ohres oder des Gehörganges
- Anschwellen der Ohrmuschel
- Unangenehmer Geruch
- Beläge im Gehörgang
- Brauner, schwarzer, gelblicher oder blutiger Ohrenausfluss
- Häufiges bis kontinuierliches Kopfschütteln oder Neigen des Kopfes
- Jaulen
- Kratzen oder Reiben an den Ohren oder am Kopf
- Unruhe und Nervosität
- Aggressivität
- Lustlosigkeit
- Kopfscheue, meistens verbunden mit Schmerzen
- Schwerhörigkeit, manchmal auch Orientierungslosigkeit
Wann soll ich zum Tierarzt gehen?
Je früher eine Ohrenentzündung erkannt wird, umso schneller und komplikationsloser kann eine Heilung erfolgen. Dadurch vermeiden Sie die Gefahr einer chronischen Entzündung und ersparen Ihrem Liebling Schmerzen.
Gibt es besonders gefährdete Hunderassen?
Grundsätzlich können Hunde aller Rassen an einer Ohrenentzündung leiden. Es gibt aber auf Grund der Beschaffenheit der Ohren und des Gehörganges häufiger betroffene Tiere. Sollte Ihr Hund folgende Eigenschaften besitzen, ist er auf jeden Fall besonders prädisponiert:
- Besonders enger Gehörgang
- Dichte und lange Behaarung
- Hängeohren
- Überdurchschnittlich viele Talg- und Schweißdrüsen
Zu diesen Rassen zählen hauptsächlich:
- Englische Bulldoggen
- Labrador
- Spaniel
- Shar- Pei
- Deutscher Schäferhund
- Bassets
Welche Gründe kann es außerdem für eine Ohrenentzündung geben?
Die nachfolgenden Faktoren können für sich alleine noch keine Ohrenentzündung hervorrufen. Gemeinsam mit anderen Auslösern kann die Barrierefunktion der Haut geschwächt oder geschädigt werden. Dadurch wird das Mikroklima gestört und verändert. Es kommt zur Vermehrung der vorhandenen Mikroflora, wodurch sich Bakterien ansiedeln. Durch die Entzündung erhöht sich die Temperatur und der ph-Wert im Ohr, was sich auch sehr stark auf das gesteigerte Bakterienwachstum auswirkt. So wird die Heilung verzögert oder verhindert und Rezidive (wiederholte Entzündungen) entstehen.
- Allergien
- Milbenbefall oder Befall anderer Parasiten: Durch den Befall entsteht Juckreiz, der Hund wird zum Kratzen animiert. So kommt es zur Verdickung der Haut, was zur schlechten Belüftung des Gehörganges führt.
- Hauterkrankungen
- Futtermittelunverträglichkeiten
- Immunerkrankungen
- Übermäßige Drüsensekretion und Schweißproduktion
- Fremdkörper (Grannen oder Schmutz) oder andere Verletzungen
- Angeborene oder erworbene Engstellen (z.B. durch Narben)
- Tumorbildung oder Polypenbildung
- Exzessives Baden: durch die Aufweichung den Gehörganges wird die Hautbarriere geschwächt, wodurch der Bakterieneintritt erleichtert wird. Durch das feucht- warme Klima können sich diese Keime sehr schnell vermehren
- Chronische Allgemeinerkrankungen
- Veränderungen oder Verletzungen am Trommelfell
- Entzündung des Mittelohres- dadurch ständige Infektionsquelle für das Außenohr
- Fehlerhafte Pflege: durch Hautirritation bei Verwendung von Wattestäbchen, ungeeignete oder reizende Pflegeprodukte, sehr häufige Ohrenpflege, übermäßiges Zupfen der Härchen in den Ohren
In den meisten Fällen ist eine Ohrenentzündung mit weiteren Erkrankungen am Körper (Juckreiz, Hautentzündungen, o.ä.) vergesellschaftet.
Um eine dauerhafte Heilung erzielen zu können, ist eine genaue Abklärung notwendig!
Wie erfolgt die Untersuchung meines Haustieres?
Ausschlaggebend für die Länge und den weiteren Verlauf der Erkrankung ist eine genaue Diagnosestellung und Aufarbeitung eventuell zusätzlich beeinflussender Faktoren.
- Vor der eigentlichen Untersuchung werden Ihnen viele Fragen gestellt werden. Dazu gehören die Dauer und Schwere der Erkrankung. Eventuelle Auslösende Faktoren sind dabei genauso wichtig, wie die Häufigkeit des Auftretens der Beschwerden.
- Danach erfolgt eine allgemeine Untersuchung Ihres Lieblings. Da viele Ohrenentzündungen eine zusätzliche Erkrankung im Körper mit sich bringen, muss der Patient gründlich durchgecheckt werden.
- Beurteilung der gesamten Haut und der Ohrmuscheln- Entzündungen und Veränderungen der Körperoberfläche geben häufig bereits gute Anhaltspunkte über den Grund der Erkrankung.
- Besteht die Entzündung nur bei einem Ohr, so beginnt man stets mit der Untersuchung stets beim gesunden Ohr. So kann man das Tier an die Handgriffe gewöhnen und es besteht nicht die Gefahr einer Keimverschleppung vom erkrankten zum gesunden Ohr. Es werden auf jeden Fall beide Ohren begutachtet. Sollten sich hier Schuppen, Krusten oder Gewebewucherungen zeigen, sind sehr häufig auch Veränderungen an der Haut des ganzen Körpers zu finden.
- Erhebung der Menge, Viskosität, Farbe und Geruch des Ohrenschmalzes
- Betasten des Gehörganges und des Ohrknorpels
- Untersuchung der Ohren mittels Otoskops. Somit kann der Gehörgang bis zum Trommelfell eingesehen werden
- Eventuell Probenentnahme für Zytologische Untersuchungen, bzw. Tupfernahme für Bakteriologische Untersuchungen
Die Haut des Gehörganges ist beim gesunden Ohr blassrosa, das Trommelfell ist eine durchsichtige, dünne Haut. Außerdem ist eine moderate Menge an Ohrenschmalz (Zerumen) vorhanden.
Therapie:
Bei chronischen Erkrankungen des Ohres und des Gehörganges ist es wichtig, mittels Probenentnahme eine genaue labortechnische Analyse auf Bakterien und Pilzbesiedelung durchzuführen. Nur so kann festgestellt werden, welche Keime sich angesiedelt haben und durch welche Therapie eine Heilung erfolgen kann.
Nach der Probenentnahme muss der Gehörgang gründlich gereinigt werden. In sehr hartnäckigen Fällen und, falls das Ohr durch die Entzündung extrem schmerzhaft ist, erfolgt diese Spülung und Reinigung in einer kurzen Sedierung. Je nachdem, welche Zellen in der Probe entdeckt werden, kann man auf ein akutes infektiöses Geschehen, Allergische Reaktionen, chronische Infektionen oder Besiedelungen mit Hefe schließen.
Vorsorge:
Um einer Ohrenentzündung vorzubeugen sollen Sie:
- Regelmäßig Überprüfung der Ohrmuscheln auf Verschmutzung und abnormen Geruch
- Reinigen Sie den äußeren Gehörgang mit einem weichen, sauberen Tuch
- Nach dem Wasserspaß sollten die Ohren vorsichtig getrocknet werden
- Ihr Hund hat besonders viel Haarwuchs im Gehörgang? Lassen Sie sich unbedingt von Ihrem Hundefriseur bezüglich der Pflege beraten!
- Sollte Ihr Hund zu übermäßiger Produktion von Ohrenschmalz neigen, reinigen Sie die Ohren regelmäßig mit milden Ohrlotions.
- Verwenden Sie bei der Ohrenreinigung keine rauen und harten Tücher oder Reinigungsstäbchen.
- Um Verletzungen vorzubeugen: Reinigen Sie das Ohr nur soweit, soweit Sie mit Ihren Fingern kommen. Bitte verwenden Sie keine harten Stäbchen oder Stäbe! Sollte Ihr Hund Sie mit einer plötzlichen Abwehrbewegung überraschen besteht die Möglichkeit einer Verletzung im Gehörgang oder gar im Trommelfell.
- Gehen Sie bitte nicht unmittelbar nach der Ohrreinigung mit Ihrem Hund nach draußen. Kalte Temperaturen oder starker Windzug reichen und Ihr Hund zieht sich so eine Ohrenentzündung zu.
- Bei schmerzhaften oder verdickten Ohren, Rötungen, stinkenden- blutigen oder eitrigen. Ohrenausfluss, Kopfschiefhaltung oder ständigem Kopfschütteln suchen Sie bitte zeitnah Ihren Tierarzt auf!