Die Canine Leptospirose, auch Stuttgarter Hundeseuche genannt, ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die über 150 Säugetierarten befallen kann. Hervorgerufen wird sie durch Bakterien, die auch vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, also handelt es sich hierbei um eine Zoonose. In den letzten Jahren kann eine ständig steigende Anzahl von erkrankten Hunden und Menschen beobachtet werden!
Was sind Leptospiren?
Es handelt sich hierbei um dünne, bewegliche, fadenförmige Bakterien, die sich selbst aktiv im Körper ausbreiten und bewegen können. Es gibt über 200 verschiedene Varianten des Erregers Leptospira interrogans. Jeder dieser Untertypen hat einen sogenannten Erstwirt, der das Bakterium im Organismus erhält und verbreitet. Viele Säuger, die für eine Infektion empfänglich sind, erkranken nicht klinisch- das bedeutet, sie zeigen keine Krankheitssymptome- und sind dennoch Ausscheider des Erregers!
Wie kann sich mein Hund anstecken?
Indirekt:
- Kontakt mit infiziertem Harn oder Blut erkrankter Tiere
- Übertragung bei der Paarung
- Ansteckung der Welpen während der Trächtigkeit im Mutterleib
- Durch Bissverletzungen
- Verzehr von infiziertem Fleisch (infizierte Kleinnager)
- Schlafstellen, Futter oder Erde können auch als indirekte Infektionsquellen verantwortlich sein
Direkt:
Die häufigste Ansteckung geschieht beim Baden in stehenden, oder langsam fließenden, warmen Gewässern, Tümpeln und Pfützen und einem neutralen oder leicht basischen PH-Wert. Leptospiren lieben warme Temperaturen und können nur bei Temperaturen über 0°C überleben. Daher kommt es im Spätfrühling, Sommer und Frühherbst zu den meisten Infektionen. Außerdem treten Ausbrüche vermehrt nach Überschwemmungen auf.
Verantwortliche für die Verbreitung:
- Nager, wie Mäuse und Ratten, spielen als Infektionsträger eine wichtige Rolle, da sie Leptospiren verbreiten und erhalten.
- Hunde, die die Erkrankung überstanden haben, aber nicht ausreichend mit Antibiotika therapiert wurden.
- Hunde, die keine eindeutigen Krankheitssymptome entwickelt haben- und daher die Infektion unentdeckt blieb.
Auf diesem Wege können Erreger mehrere Jahre immer wieder über den Harn ausgeschieden werden. So sind auch die oben genannten Tiere ein Reservoir für Leptospiren.
Welche Hunde sind besonders gefährdet?
- Junghunde, Jagdhunde und andere Arbeitshunde
- Hunde aus unhygienischen und überbesetzten Tierheimen
Wie kann sich mein Hund Infizieren?
Grundsätzlich kann sich jeder Hund unabhängig seines Alters anstecken. Jungtiere bis zu 6 Monaten erkranken aber meistens am Schwersten. Schleimhäute, Hautwunden oder von Wasser aufgeweichte Haut sind die Eintrittspforten. Danach breitet sich die Infektion systemisch aus. Nach einer Inkubationszeit von ungefähr 7 Tagen treten erste klinische Symptome bei den Erkrankten auf.
Welche Symptome sind zu erwarten?
Durch das Blut kann sich die Infektion sehr schnell im Körper ausbreiten. Die betroffenen Organsysteme sind Nieren, Leber, Milz, das zentrale Nervensystem, Augen, das Blutgefäßsystem und der Geschlechtstrakt.
Der Schweregrad der Erkrankung hängt von folgenden Faktoren ab:
- Alter des Hundes
- Immunitätslage
- Aggressivität des Erregers
- Menge der aufgenommenen Bakterien
- Variation des Erregers mit unterschiedlichen krankmachenden Eigenschaften
Zu Beginn der akuten Erkrankung sind die Symptome, die Ihr Hund zeigt, leider sehr unspezifisch. Dazu zählen:
- Fieber
- Zittern
- Muskelschmerzen
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Erbrechen und Durchfall- auch blutig
Viele Tiere versterben, ohne Nieren oder Leberfehlfunktionen zu entwickeln.
Beim subakuten Verlauf zeigen die Tiere die oben genannten Symptome. Außerdem kommen zusätzlich vor:
- Extrem viel Durst
- Atemprobleme, wie Husten und Atemnot
- Vermehrtes Harn lassen, auch komplettes Fehlen von Harn lassen ist möglich
- Gelbfärbung der Schleimhäute
- Gewichtsverlust durch Fressunlust
- Bauchwassersucht
- Zentral nervale Symptome
Viele Infektionen verlaufen jedoch ohne Ausbildung von klinischen Symptomen!
Diagnose
Veränderte Blutwerte:
- Das Blutbild kann Hinweise auf eine infektiöse Erkrankung im Körper geben.
- Störungen der Blutgerinnung
- Veränderte Nierenwerte- Erhöhung von Harnstoff und Harnsäure
- Elektrolytveränderungen (Kalium, Natrium, Chlor, Phosphor)
- Erhöhte Leberenzymaktivität
- Vermehrte Gallenfarbstoffbildung
Veränderung des Urins:
- Eiweißverlust
- Zucker im Harn
- Gallenfarbstoff im Harn
- Entzündungszellen und Blutkörperchen im Harn
Auf Grund der veränderten Labor- und Harnwerte kann eine Verdachtsdiagnose gestellt werden, die mit Hilfe von speziellen Laboruntersuchungen bestätigt wird.
Vorbeugung
Da die Erregerausscheidung über Wildtiere nicht kontrolliert werden kann, ist es wichtig, Ihren Hund gegen Leptospiren zu impfen. Der Einsatz der erhältlichen Impfstoffe dämmt zwar die Erreger ein, es ist aber unmöglich, einen Schutz gegen alle Stämme zu erhalten.
Die empfohlene Impfung ist vor Allem bei Hunden unerlässlich, die Kontakt zu Pfützen, Seen und anderen stehenden Gewässern haben.
In unserer Ordination wird schon seit Längerem ein neuer Impfstoff eingesetzt, der zusätzliche Stämme der Leptospiren mit abdeckt. Die Impfung muss nach einer Grundimmunisierung (2 malige Impfung im Abstand von 3-4 Wochen) einmal jährlich aufgefrischt werden.
Therapie
Da Leptospirose eine hoch ansteckende Erkrankung ist, die auch den Menschen betreffen kann, ist eine gründliche, sofortige Therapie besonders wichtig.
Die Behandlung wird in 2 Phasen unterteilt:
- Erste Phase: Die Vermehrung des Erregers im Körper soll aufgehalten werden. Das hat zum Ziel, Leber oder Nierenversagen verhindern. Hierfür verwendet man Antibiotika, die die Ausscheidung und die Übertragung der Leptospiren binnen eines Tages stoppen sollen. Leider kann aber der Erreger nicht komplett aus den Nieren entfernt werden. Daher wird so der Status eines Trägers und Dauersausscheiders nicht unterbunden.
- Zweite Phase: Hier wird ein anderes Antibiotikum eingesetzt, das dafür sorgt, dass der Hund nicht zum Dauerausscheider wird. Dieses Medikament darf aber erst eingesetzt werden, wenn die Leberenzymaktivitäten im Blut nicht mehr verändert sind und der Hund nicht mehr erbricht.
Die Zeit, die bis zum Beginn einer gezielten Behandlung vergeht, ist maßgeblich für die Heilungschancen mitverantwortlich. Wichtig ist dabei eine sehr schnelle und umfangreiche Therapie, die nur mittels einer stationären Aufnahme gewährleistet werden kann.
Leptospirose bei der Katze
Da die meisten Katzen wasserscheu sind, kommt Leptospirose bei ihnen sehr selten vor. Sie können sich eher durch das Fressen von infizierten Nagetieren anstecken. In diesen Fällen besitzen Katzen aber gottseidank eine hohe Widerstandsfähigkeit, sodass sie meistens keine erkennbaren Krankheitsanzeichen zeigen. Außerdem scheiden sie den Erreger nur sehr kurz aus. Sollte eine Katze dennoch Symptome entwickeln, ähneln diese sehr stark denen der Hunde. Da die Ausscheidung aber ebenfalls auf den Urin beschränkt ist, ist eine Gefährdung für den Menschen sehr gering. Aus diesem Grund ist eine Impfung für Katzen nicht notwendig.