Sicherlich wurde bei Ihnen schon häufiger im Zuge einer Untersuchung der Blutsdruck gemessen. Einfach den Arm frei machen, Manschette anlegen, kurz warten, fertig!
Wurde bei Ihrer Katze oder Ihrem Hund schon einmal der Blutdruck gemessen? Leider ist diese Untersuchung bei Kleintieren nicht ganz so einfach, wie bei Menschen. Die Venen sind kleiner, die Patienten sind –meistens- deutlich kleiner 🙂 und die Beinchen sind manchmal nicht ganz gerade geformt. Die Geräte, die den Blutdruck bei Kleintieren messen können, müssen also deutlich komplizierter und sensitiver arbeiten. Daher wird diese Untersuchung in vielen Tierarztpraxen nicht angeboten.
Wir sind der Meinung, dass die Blutdruckmessung eine sehr wichtige Hilfe zur Diagnose und zur Verlaufskontrolle von vielen Erkrankungen ist. Daher ist seit Neuestem ein niegelnagelneues Blutdruckmessgerät in der Ordination vorhanden. Dieses Gerät ermöglicht es uns, die Messungen sowohl am Oberarm, als auch am Schwanzansatz und dazu noch komplett lautlos durchzuführen- dies ist besonders wichtig für unsere Katzenpatienten. Binnen weniger Sekunden liegen die Ergebnisse vor! So kommt es zu keiner Stresssituation für den Patienten, ein unangenehmes Ausscheren, oder eine spezielle Lagerung und Fixierung sind gottseidank nicht notwendig.
Warum und wann ist es wichtig, bei Hunden und Katzen den Blutdruck zu messen?
- Zur Früherkennung und Überwachung vieler Erkrankungen
- Nierenerkrankungen (sehr wichtig bei Katzen)
- Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Herzerkrankungen
- Augenerkrankungen
- Schilddrüsenfehlfunktionen
- Andere hormonelle Erkrankungen
- Bei Symptomen von Bluthochdruck
- Zur Kontrolle von Medikamentendosierungen bei verschiedenen Erkrankungen
- In unserer Ordination wird der Blutdruck auch im Zuge der Narkoseüberwachung und Narkosenachsorge mehrmals gemessen.
- Zur Überwachungen bei schweren systemischen Erkrankungen (Schock, Vergiftungen, nach Unfällen, Kreislaufversagen, ..)
- Im Zuge einer altersvorsorge Untersuchung (zusätzlich zu einer Blutuntersuchung, Röntgenuntersuchung des Brustkorbes und EKG Untersuchung)
Bluthochdruck
Unsere Haustiere leiden, im Gegensatz zu uns Menschen, an einem sogenannten sekundären Bluthochdruck. Das bedeutet, dass es sich hier um eine Erkrankung handelt, die als Folge einer anderen Erkrankung auftritt. So spricht man von einer renalen Hypertonie (Nierenerkrankung), einer endokrinen Hypertonie (hormonell), einer ZNS bedingten Hypertonie, einer (pulmonalen) kardiogenen Hypertonie (Herzerkrankung). Auch Zuckererkrankung, Übergewicht und starke Schmerzen können zu Hypertonie führen.
Die häufigsten Gründe für Bluthochdruck werden in unserer Kleintierpraxis als Folge von Schilddrüsenfehlfunktion bzw Nierenerkrankungen bemerkt.
Warum ist Bluthochdruck für Ihr Haustier gefährlich?
Durch Bluthochdruck werden die kleinen Arterien und die Arteriolen geschädigt. Dadurch wird die Wanddurchlässigkeit erhöht, was zu Blutungen und Ödemen führen kann. Folgen dieser Gefäßschäden sind Veränderungen in den Augen (Erblindung, Netzhautablösung, Netzhautblutungen), auch Nierenschäden und Entwicklung von ZNS Symptomen gehören zu den Folgen. Gelegentlich zeigen die Tiere auch Nasenbluten.
Welche Symptome können einen Hinweis auf vorliegenden Bluthochdruck geben?
- Große Pupillen, die auch in heller Umgebung nicht enger werden
- Lichtscheue
- Anstoßen an Gegenstände
- Unsicherer Gang
- Schwindel
- Plötzliche Blindheit
- Rote Augen
- Ständiges jaulen, maunzen oder jammern (auf Grund von Kopfschmerzen) vor allem nachts und morgens
- Nervosität, Gereiztheit
- Herzrasen
- Unbewusste Zuckungen, Krampfanfälle
- Verändertes Fress- oder Trinkverhalten
- Gewichtsabnahme trotz guter Futteraufnahme
Kann Bluthochdruck therapiert werden?
- Zuerst ist es wichtig, die Grundkrankheit zu entdecken. Das bedarf meistens einiger Tests um einen Überblick über den gesundheitlichen Status Ihres Haustieres zu erhalten. Oft ist es ausreichend, eine vorliegende Grunderkrankung zu behandeln- viele Medikamente, die zur Behandlung anderer Erkrankungen verabreicht werden, haben auch eine blutdrucksenkende Wirkung.
- Sollte ein schwerwiegender Bluthochdruck vorliegen, sind speziell für Tiere entwickelte Medikamente erhältlich, die den Blutdruck senken können.
- In vielen Fällen kann der Einsatz von speziellen Futtermitteln Fehlfunktionen lindern und somit eine Medikamentengabe ersetzen oder zumindest reduzieren. Wir beraten Sie gerne bezüglich möglicher Kombinationen.
Soll der Blutdruck regelmäßig gemessen werden?
- Auch, wenn Ihr Haustier bisher noch keinen erhöhten Blutdruck hatte, ist es wichtig, diese Messung regelmäßig durchführen zu lassen.
- Viele- vor allem ältere -Tiere neigen zu Bluthochdruck.
- Hoher Blutdruck ist häufig ein wichtiger Anhaltspunkt zur Früherkennung einer anderen Grunderkrankung
- Nicht behandelter Blutdruck kann zu schweren Organschäden führen (Nieren, Herz, Augen, Gehirn)
- Lasen Sie am besten im Zuge der jährlichen Untersuchung bei Ihrem Liebling eine Blutdruckmessung durchführen!
Niedriger Blutdruck
Ursachen für niedrigen Blutdruck
- Schwere Herz- oder Herzbeutelerkrankungen
- Dramatischer Flüssigkeitsverlust: Blutungen, schweres Erbrechen, schwerer Durchfall
- Verminderte Flüssigkeitsaufnahme
- Hormonelle Erkrankungen
- Gefäßerweiterungen durch bestimmte Bakteriengifte
- Allergische Reaktionen
Folgen eines zu niedrigen Blutdruckes:
- Kreislaufprobleme: durch die verminderte Durchblutung wird im Körper ein Schutzmechanismus eingeleitet. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, wodurch die Herzfrequenz gesteigert wird.
- Schwindel- vor allem nach dem Aufstehen oder anderem Positionswechsel. Auch Ohnmachtsanfälle können vorkommen!
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Mattigkeit
- Unruhe, Jammern, Bellen, Jaulen auf Grund von Kopfschmerzen
- Atemnot: durch die Minderdurchblutung werden die Gefäße eng gestellt um den fehlenden Druck auszugleichen und um das Blut in die lebensnotwendigen Organe- Gehirn, Herz zu leiten.
- Nierenfunktionsstörungen auf Grund der mangelhaften Nierendurchblutung. Sollte die Niere mit zu wenig Druck durchblutet werden, kann sie die sogenannten harnpflichtigen Stoffe nicht mehr ausrechend aus dem Blut filtern, sodass sich diese Giftstoffe im Blut anreichern. Sollte die Minderdurchblutung länger andauern, kommt er zur inneren Vergiftung und zu einer dauerhaften Schädigung der Nieren.
Therapie
Die Therapie richtet sich ganz nach den Ursachen und Symptomen. Da hier meistens eine schwere Grunderkrankung vorliegt, wird diese vorrangig behandelt und macht sehr häufig einen stationären Aufenthalt notwendig. Sollte Ihr Haustier eines oder mehrere der oben genannten Symptome zeigen, und das meistens ganz akut- so kontaktieren Sie unverzüglich Ihren Tierarzt. Hier kann jede Minute zählen!